Allergien und Asthma
Diagnostik und Therapie aus einer Hand
Definition (Sensibilisierung, Allergie, Kreuzallergie)
Symptome der Allergie
Große Bedeutung für die Gesundheit
Diagnostik (Prick, RAST, Molekulare Diagnostik etc.)
Therapie der Allergie
Was ist ein (allergisches) Asthma?
Was passiert in den Atemwegen?
Sollte ich die Allergie nicht einfach aushalten?
Wie kann das allergische Asthma behandelt werden?
Definition (Sensibilisierung, Allergie, Kreuzallergie)
Unter einer Allergie versteht man die spezifische Überreaktion des Immunsystems auf einen spezifischen Auslöser, den das Immunsystem bekämpft, ohne daß dieses eigentlich erforderlich wäre. Man unterscheidet Allergien vom Soforttyp, wie Pollenallergien, von Allergien vom verzögerten Typ, wie z.B. Kontaktallergien. Der wiederholte Kontakt zu den meist aus der Umwelt stammenden Substanzen (Antigene) führt zur Sensibilisierung. Inhalative Allergien und Nahrungsmittelallergien gehören zur Gruppe der Immunglobulin-E-vermittelten Sofortallergien. Häufige Allergene sind die frühblühenden Baumpollen (Hasel, Erle, Birke) von Januar bis Mai, die Gräser- und Roggenpollen von Mai bis September, ganzjährig die Hausstaubmilben. Weiterhin können Tierepithelien (Katze, Hund, Pferd usw.) allergen sein, Schimmelpilze und deren Sporen, Kräuterpollen im Spätsommer (Beifuß, Ragweed, Spitzwegerich z.B.). Eine weitere sehr bedeutsame Gruppe sind die Nahrungsmittelallergien, die sowohl als Kreuzreaktion bei vorhandener Pollenallergie auftreten können, wie auch solitär. Zu einer Kreuzallergie kommt es, weil die Proteinstruktur einiger Nahrungsmittel und bestimmter Pollen so ähnlich ist, dass die spezifischen Antikörper des Immunsystems dann gegen beides gleichermaßen reagieren. Der Grund, warum eine Allergie entsteht, ist nicht genau bekannt. Eine der führenden Theorien hierzu ist die sogenannte Hygienetheorie. Durch immer hygienischere Verhältnisse vor allem in der Babyphase und Kindheit richtet sich das Immunsystem gegen andere Agentien wie Pollen und Milben. Schätzungsweise leiden in Deutschland 25% der Bevölkerung unter einer Allergie. Die Prävalenz, also das Vorkommen in der Bevölkerung, steigt um 1% pro Jahr, d.h. es gibt rund 800.000 Neuerkrankungen jedes Jahr. Die Diagnostik sollte in einem speziell qualifizierten Zentrum erfolgen, wo das gesamte Spektrum der Diagnostik und Therapie zur Verfügung steht.
Symptome der Allergie
Klinisch kommt es zu einer Vielzahl verschiedener Symptome bei einer Allergie. Eine Pollenallergie ruft in der Regel Niesreiz, vermehrten nasalen Sekretfluss, Schwellung der Nasenschleimhäute hervor. Es kann zu Augenjucken kommen, zu Juckreiz am Gaumen, generalisiertem Juckreiz (Pruritus) sowie Asthma, einer Verengung der Bronchien in der Lunge mit starken Atembeschwerden. Massiver Niesreiz ist zwar sehr typisch, muss aber nicht immer auftreten. In vielen Fällen berichten Patienten auch nur über eine verstopfte Nase und einen trockenen Rachen. Gerade bei der Hausstauballergie kommt es in der Regel nur nachts zu einem Anschwellen der Nasenschleimhäute. Morgens bemerkt der betroffene Allergiker dann eine verstopfte Nase, einen trockenen Mund und Rachen, die Stimme kann etwas brüchig sein, die Stimme klingt nasal. Im Laufe des Tages nimmt die Symptomatik dann ab. Bei seit vielen Jahren bestehender Hausstauballergie kann allerdings die Symptomatik dann chronisch werden, einerseits weil die Entzündungsreaktion der Atemwegsschleimhäute nicht mehr abklingt, andererseits durch Folgen der Allergie, wie z.B. einer Vergrößerung der Schwellkörper in der Nase (Nasenmuschelhypertrophie).
Große Bedeutung für die Gesundheit
Eine Allergie wird fälschlicherweise häufig in ihrer Bedeutung für die Gesundheit unterschätzt und als „ein kleiner Schnupfen“ abgetan. Tatsächlich ist eine Allergie aber eine chronische Entzündung der Atemwege, die unbehandelt oder falsch behandelt Folgen bis hin zum chronischen Asthma, also einer Verengung der Atemwege in der Lunge, führen kann. Eine Allergie schränkt auch die Lebensqualität sehr deutlich ein. Eine Studie hat gezeigt, dass das Reaktionsvermögen eines Pollen-Allergikers in der Pollensaison ohne adäquate Therapie vergleichbar ist mit Personen mit einem Blutalkoholwert von 1,0 Promille. Das bedeutet eigentlich, dass ein Allergiker in seiner Saison quasi nicht arbeitsfähig ist und kein Fahrzeug führen sollte. Dementsprechend hat auch die Weltgesundheitsorganisation WHO die volkswirtschaftliche Bedeutung der Allergie und deren Behandlung erkannt und einen Schwerpunkt hierfür eingerichtet, die ARIA (www.whiar.org)
Diagnostik (Prick, RAST, Molekulare Diagnostik etc.)
Eine moderne allergologische Diagnostik sollte mehrere Verfahren einschließen, um eine präzise Diagnose und Therapie zu ermöglichen. Der Ausschluß einer Allergie kann dabei genau so hilfreich sein, wie die exakte Diagnose einer spezifischen Allergie. Am Anfang steht eine exakte allergologische Anamnese. Bei den Testverfahren wird der Hauttest (Prick-Test) als Basisuntersuchung durchgeführt. Ergänzt werden sollte der Hauttest durch spezifische Labortests. Im laborchemischen RAST kann die genaue Menge der allergieauslösenden spezifischen Antikörper (sIgE Birke, sIgE Gräser, sIgE Milben z.B.) gemessen werden. Eine neue spannende und herausragende Bedeutung hat hier die Komponentenbestimmung oder molekulare allergologische Diagnostik. Man weiss heutzutage, dass Pollen und Milben aus verschiedenen einzelnen Komponenten aufgebaut sind, und es kann eine allergische Sensibilisierung gegen jede einzelne dieser Komponenten vorliegen oder auch gegen mehrere auf einmal. Die klinische Bedeutung ist aber sehr unterschiedlich. Ein Teil der Komponenten, die Major-Allergene, sind für die typischen Allergiesymptome verantwortlich. Andere, die Minor-Allergene können zu allergischen Kreuzreaktionen mit einer ganzen Familie von Nahrungsmitteln führen. Zudem kann man durch die Bestimmung der einzelnen Komponenten die Erfolgswahrscheinlichkeit einer Hyposensibilisierung (spezifischen Immuntherapie) einschätzen. Eine einmalige Allergietestung ist häufig nicht ausreichend, da sich im Laufe des Lebens das Allergiemuster wandeln kann. Insbesondere bei bestehenden Allergien sollte ca. alle 4-5 Jahre ein Update erfolgen.
In unserer Praxis werden alle allergologischen Testungen qualifiziert durchgeführt. Die Bestimmung der RAST-Werte und der Komponentendiagnostik erfolgen in unserem praxiseigenen Allergielabor. Unser Labor ist ausgestattet mit der führenden Labortechnologie der Fa. Phadia Thermo Fisher, die auch in den weltweit führenden Laboren von Universitätskliniken eingesetzt wird.
Therapie der Allergie
Goldstandard der Allergietherapie weltweit ist die spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung). Sie kann prinzipiell über subkutane Spritzen (SCIT), durch Tropfen (SLIT) oder bei sehr selektiven Allergien durch Tabletten erfolgen. In der medizinischen Literatur ist der Erfolg mit Abstand am besten dokumentiert für die subkutane spezifische Immuntherapie (SCIT). Hier ist die Erfolgswahrscheinlichkeit in mehreren Studien und Meta-Studien mit 85% nachgewiesen worden. Die Immuntherapie sollte nur durch allergologisch erfahrene Fachärzte erfolgen. Sie ist ein sicheres und gut dokumentiertes Verfahren. Trotz dessen besteht selbst in einem Land wie der Bundesrepublik eine erhebliche Unterversorgung allergischer Patienten.
Akute Symptome müssen medikamentös behandelt werden. Hier gibt es eine Vielzahl von Medikamenten, die häufig gut kombiniert werden können, um Allergiker beschwerdefrei durch die Saison zu führen. Wichtig ist hier eine genaue Kenntnis der auslösenden Allergien und der vorhandenen Symptome, um die Therapie maßschneidern zu können. Auch die Auswahl der Medikamente sollte durch den Facharzt erfolgen und nicht durch Selbstmedikation durch freiverkäufliche Medikamente, um die Einschränkungen des Allgemeinbefindens so wenig wie möglich einzuschränken und die Leistungsfähigkeit auf hohem Niveau zu sichern.
Zu warnen ist davor, eine Allergie durch alternative Behandlungsmethoden therapieren zu wollen. Für keines dieser Verfahren (Homöopathie, Bachblüten, Akupunktur etc.) gibt es in der medizinischen Fachliteratur einen Wirksamkeitsnachweis. Eine unbehandelte oder unzureichend behandelte Allergie kann zu schweren Folgezuständen bis hin zum chronischen Asthma führen. Erwägen kann man hingegen, z.B. Akupunktur adjunktiv zu einer nachgewiesenen Therapie einzusetzen. Das sollte aber in jedem Fall mit dem behandelnden Facharzt abgestimmt werden.
Was ist ein (allergisches) Asthma?
Asthma ist eine chronische Entzündung der Atemwege (Bronchien, bei der die Atemwege überempfindlich auf bestimmte Reize von außen reagieren (z.B. auf Pollen) und sich dadurch verengen. Als Folge kommt es zu anfallsartig auftretender Atemnot, zu Husten und Atemgeräuschen während der Ausatmung.
Asthma ist eine häufige Erkrankung: Etwa 10 Prozent der Kinder und 5 Prozent der Erwachsenen in Deutschland leiden darunter. Weltweit sind ca. 300 Millionen Menschen betroffen. Die Häufigkeit der Asthma-Erkrankung hat in den letzten Jahrzehnten besonders in den Industrienationen deutlich zugenommen. Zwar sind die genauen Ursachen für die Entstehung der Erkrankung noch nicht bekannt, doch gelten allergische Erkrankungen der Atemwege (z.B. Heuschnupfen) als wichtige Wegbereiter. Zusätzliche exogene Faktoren (z.B. Umweltfaktoren, Klimatisierungen oder Schadstoffe) sind neben einer genetischen Disposition zu berücksichtigen.
Asthma bronchiale ist heutzutage gut therapiebar, so dass einem normalen Leben ohne Einschränkungen nichts im Wege steht. Die Therapie erfordert jedoch ein hohes Maß an Eigenverantwortlichkeit. Daher ist es für die Patienten besonders wichtig, sich über ihre Erkrankung ausgiebig zu informieren, die pathologischen Abläufe der Erkrankung zu verstehen und ihre Therapie dem Verlauf anzupassen.
Was passiert in den Atemwegen?
Während der Atmung gelangt die Luft durch Nase / Mund, Rachen und Luftröhre zu den sich abzweigenden beiden Hauptbronchien für den rechten und linken Lungenflügel. Die Bronchien (lat. Äste) verzweigen sich immer weiter in kleiner werdende Äste. Die am Ende der Verzweigungen liegenden Lungenbläschen (Alveolen) sind die für den Gasaustausch (Sauerstoffaufnahme) wichtigen Membranen. Durch die z.B. bei einer Allergie im Gewebe freigesetzten Entzündungsstoffe kommt es zu einer Schleimhautschwellung und muskulären Verengung der zuführenden Bronchialwege (-äste). Dadurch ist der Luftdurchfluss in der Lunge reduziert und es resultiert das Gefühl der Luftnot.
Sollte ich die Allergie nicht einfach aushalten?
Aus unserer langjährigen Praxiserfahrung wissen wir, dass Patienten meist zu lange warten, bevor sie mit einer Therapie beginnen. Viele Allergiker hoffen jedes Jahr erneut auf einen milderen Pollenflug oder ein spontanes Verschwinden der Allergie. Oft möchten sie eine längere Medikamenten-Einnahme vermeiden (Stichwort „Selbstregulierung“). Somit fangen viele Patienten zu spät mit der Therapie an und hören zu früh mit ihr auf. Häufig wird eine medikamentöse Therapie dann mit nur einem Medikament gewünscht und eine Kombinationstherapie aus mehreren Wirkstoffgruppen kritisch betrachtet (Stichwort „weniger Chemie“). Plakativ kann man sagen, dass bei der Allergie das oft zu recht gelobte „Bauchgefühl“ nicht weiterhilft, und die Intuition leider in die falsche Richtung führt. Die Frage kann somit mit „Nein“ beantwortet werden: Die Allergie auszuhalten wäre eine unkluge Tapferkeit.
Wie kann das allergische Asthma behandelt werden?
Die Allergie ist ein irrtümlicher Alarmzustand des Körpers. Das Immunsystem glaubt, fälschlicherweise, einen Parasitenangriff abwehren zu müssen und nimmt lokale Gewebeschäden zum Wohl des Gesamtorganismus in kauf. Die Immunreaktion richtet entsprechend mehr Schaden an als die harmlosen Pollen jemals anrichten können. Das Problem sind somit nicht die Pollen. Aus welchem Winkel man es auch betrachtet, am Ende bleibt die wissenschaftlich Erkenntnis, dass die (überschießende) allergische Reaktion der Fehler und der Beginn der Erkrankung ist.
Eine konsequente anti-allergische Behandlung ist unerläßlich zur Verhinderung einer fortschreitenden Erkrankung. Die Therapie hat zum Ziel, die überschießende und fatale Entzündungsreaktion im Gewebe zu blockieren. Hierzu werden Medikamente eingesetzt, wie etwa Anti-Histaminika (z.B. Terfenadin, Ebastin, Cetirizin oder Loratadin), welche das von Mastzellen im Rahmen einer allergischen Reaktion freigesetzte Histamin neutralisieren sollen. Leukotrien-Antagonisten (z.B. Montelukast / Singulair) neutralisieren einen weiteren Botenstoff der allergischen Entzündung in den Atemwegen. Regelmäßig werden auch Kortikoide / Steroide (Abkömmlinge des Hydrokortisons) eingesetzt, primär in inhalativer (topischer) Form als „Lungenspray“ oder als Nasenspray und bei Bedarf / in schwereren Fällen auch systemisch als Tabletten oder Injektionen. Bronchien-erweiternde Sprays (z.B. Salbutamol) sollen zusätzlich durch eine „muskelentspannende“ Wirkung die Bronchien wieder weiter öffnen. Des weiteren sollte auch die Durchführung einer systemischen Immuntherapie (sogenannte „Hyposensibilisierung“) geprüft werden. Ferner besteht die Möglichkeit einer Behandlung mit monoklonalen Anti-IgE-Antikörpern. Anhand unserer Diagnostik können wir die Erfolgsaussichten einer solchen Therapie gut abschätzen.
Als Fazit lässt sich sagen, dass die Nebenwirkungen der richtigen medikamentösen Therapie fast ausnahmslos schwächer sind als die „Nebenwirkungen“ der Allergie selbst.