Glossar Ohr

Ein kurzes Glossar zum Thema „Ohr“

 

Es gibt eine Fülle von Erkrankungen im Ohr-Bereich. Diese können äußerlich, im Mittelohr oder im Bereich von Innenohr und Nerven auftreten.

Ohrenschmerz ist eines der am häufigsten auftretenden Krankheitssymptome im Kindesalter. Bei Kindern sind Hörminderungen von großer Bedeutung, weil sie die Hör- und Sprachreifung des Nervensystems beeinflussen können.

Auch bei Erwachsenen sind Hörstörungen, plötzlich auftretend oder langsam fortschreitend, nicht selten, ebenso Ohrgeräusche. Schwindelsymptome haben häufig ihre Ursache in Ohrerkrankungen. Wir versuchen Ihnen eine kleine Übersicht über die wichtigsten Ohr-Begriffe zu geben.

 

Akute Otitis media

der medizinische Begriff für eine plötzlich auftretende Mittelohrentzündung.

Otitis’ bedeutet Ohrentzündung und ‚media’ bedeutet ‚mittig’. Es handelt sich um eine hinter dem Trommelfell ablaufende, meist sehr schmerzhafte Entzündung / Infektion der Mittelohrhöhle, auch Paukenhöhle genannt. Die Entzündung oder Infektion der Schleimhaut erzeugt eine Schwellung und Flüssigkeitsansammlung im Mittelohr mit Hörminderung.

 

 

Adenoide & Adenotomie (AT)

Adenoide ist ein anderer Begriff für das Rachenmandelgewebe (Tonsilla pharyngea), nicht zu verwechseln mit der Gaumenmandel (Tonsilla palatina). Ein weiterer, wenn auch nicht ganz korrekter, aber am häufigsten im deutschen Sprachraum verwendeter Begriff ist „Polypen“. Dieses Mandelgewebe ist Teil eines Abwehrringes im Nasen-Rachenraum, welcher auch Waldeyer’scher Rachenring genannt wird. Während der Immunreifung im Kleinkindalter kommt diesem Gewebe eine besondere Bedeutung in der Entwicklung der Immunabwehr zu.

 

Akustikusneurinom

bezeichnet einen am Hörnerven sitzenden, gutartigen und langsam wachsenden Tumor. Weil der Tumor von den sog. Schwann’schen Zellen (Hülle des Nerven) ausgeht, wird dieser Tumor auch Schwannom genannt. Der Tumor kann durch sein Wachstum an der Schädelbasis mit Nähe zum Hirnstamm und Kleinhirn Druckschäden an benachbarten Nervenstrukturen hervorrufen. Meist resultieren als erstes Hörschäden und Gleichgewichtsstörungen. Der Tumor lässt sich operativ entfernen.

 

Audiometrie (Hörschwellenbestimmung)

Es handelt sich hierbei um die allgemein bekannteste Form des Hörtestes, bei welchem reine Sinustöne im Frequenzspektrum von 125 Hertz bis 8.000 Hertz zur individuellen Hörschwellenbestimmung verwendet werden. Die Töne werden sowohl über einen typischen Kopfhörer (Schalleitung) und einem Knochenschwingkopf (Knochenleitung) angeboten. Wir verfügen in unserer Praxis zusätzlich über eine Hochfrequenzaudiometrie bis 16.000 Hertz. Hörschäden durch Infektionen, Schalltraumen oder Hörsturz lassen sich hiermit gut erfassen.

Canalolithiasis, Cupulolithiasis

In einem mittleren Abschnitt des Innenohres finden sich kleine Kristallsteine (sog. Statolithen), welche aufgrund ihrer Masse zur Lagebestimmung des Körpers gegenüber dem Schwerkraftfeld benutzt werden. Man kann dies mit Kieselsteinen am Boden eines Aquariums vergleichen. Wird das Gefäß aus seiner horizontalen Lage in eine Schräge gebracht, so werden sich die Kieselsteine zum tiefer liegenden Bereich bewegen. Ein ähnlicher Vorgang findet auch im Innenohr statt, wenn der Schädel in „schräge“ Lagen gebracht wird. Da unser Innenohr ein „Labyrinth“ aus Flüssigkeitsräumen und -röhren ist, können einige dieser Steinchen „versehentlich“ in andere Abschnitte „verschleppt“ werden. Durch das Einnehmen typischer Körperlagen, meist im Bett / im Schlaf, treffen die verschleppten Steinchen auf sensible Membranen in den Bogengängen und lösen einen heftigen Drehschwindel aus. Das Zurückbringen der Steinchen in den ursprünglichen Raum ist das therapeutische Ziel spezieller Lagerungsmanöver.

Chronische Otitis media

Eine chronische Mittelohrentzündung unterscheidet sich von der akuten Entzündung durch den dauerhaften Trommelfelldefekt. Dieses Loch im Trommelfell kann hierbei mittelständig (mesotympanal) oder randständig (epitympanal) sein. Die zweite Form besitzt eine „aggressive“ Verlaufsform mit chronischer Knochenentzündung und stärkeren Schäden an den Mittelohrstrukturen und Hörvelusten. Aufgrund der sehr engmaschigen Untersuchungen der Kinder durch HNO-Ärzte und Kinderärzte sind die chronischen Mittelohrentzündungen in Deutschland rückläufig. Die Therapie besteht in einer Operation zum Verschluß des Trommelfells (sog. Tympanoplastik).

Druckausgleich

Gehörgangsekzem

Hörsturz

Unter einem Hörsturz versteht man das plötzliche Abfallen der Innenohrhörfähigkeit ohne, dass eine äußere Ursache wie eine Mittelohrentzündung oder ein Schalltrauma vorliegt. Der Betroffene bemerkt in der Regel ein plötzliches Druckgefühl auf einem Ohr, welches sich durch einen Druckausgleich nicht beheben lässt, verbunden mit einem verminderten Hörvermögen. Töne können verzerrt klingen, häufig wird begleitend ein pfeifendes und permanentes Ohrgeräusch (Tinnitus) wahrgenommen. Das Ohrgeräusch kann ebenso andere Qualität besitzen: Rauschen, Surren, motorenartig u.a. Auch Drehschwindel oder ein Unsicherheitsgefühl kann auftreten.

 

Hirnstammaudiometrie (BERA)

auch Brainstem Evoked Response Audiometry). Die im Innenohr gebildeten elektrischen Signale werden über den Hörnerven zum Hirnstamm des Gehirns „geleitet“ und von den dort vorhandenen Umschaltstationen (Hirnstammkerne) in Richtung Zwischenhirn und Großhirnrinde geschickt. Die im Hörnerven ablaufenden Erregungsprozesse können mittels am Kopf aufgeklebter Elektroden registriert werden (ähnlich einem EKG am Herzen). Veränderungen in der Erregungsausbreitung (Laufzeit des Signals) lassen Rückschlüsse auf Erkrankungen im Bereich des Hörnervens und des Hirnstamms zu (z.B. Hirntumor Akustikusneurinom, Multiple Sklerose).

 

Impedanzmessung (Mittelohrdiagnostik)

Die Mittelohrhöhlen einschließlich der Trommelfelle dienen der Übertragung der mechanischen Schallwellen der Luft in das flüssigkeitsgefüllte Innenohr hinein, um aus diesen eine elektrische Nervenaktivität zu erzeugen. Dieser Prozess erfordert einen ausgeglichenen Luftdruck zwischen umgebender Atmosphäre und Mittelohr (sog. Druckausgleich). Die Anpassungen dieser Druckverhältnisse sind den meisten vom Fliegen und Tauchen gut vertraut. Störungen der Belüftung von Nase (z.B. Nasenscheidewandverkrümmung), Nasenrachen (z.B. kindliche Polypen), Verengungen der Tube oder Krankheiten des Mittelohres können die Belüftung einschränken. Diese Druckdifferenzen (Belüftungsprobleme) können mittels Impedanzmessung sehr gut beurteilt werden. Die zusätzliche Messung des Stapediusreflexes erlaubt Auskünfte über die Beweglichkeit des sogenannten Steigbügels im Mittelohr (z.B. relevant bei -> Otosklerose).

Infusionstherapie

 

Innenohrschwerhörigkeit (IOS)

auch Schallempfindungsstörung (SES) genannt, bezeichnet eine Schädigung der Hörsinneszellen im Bereich der sog. Hörschnecke (Cochlea). In ihr sind die Sinneszellen auf einer schwingenden Membran in Reihen angeordnet. Durch die Schwingungen von Trommelfell und Gehörknöchelchen entsteht eine elektrische Erregung der Sinneszellen. Dieser Impuls wird über den Hörnerven an das Gehirn weitergeleitet. Ursache der Schädigung der Sinneszellen können sein: Mißbildungen, Schädelverletzungen, Lärmtrauma, Infektionen, Entzündungen, Medikamente, Gefäßerkrankungen, Tumoren u.a.

 

Knalltrauma

 

Lage- Lagerungsprüfung nach Dix-Hallpike (LP)

Das Gleichgewichtsorgan des Innenohres reagiert nicht nur auf Bewegungsänderungen durch Beschleunigung, Verzögerung oder Richtungsänderung, sondern auch auf statische Positionen (Ruhelagen). Ein sogenanntes „Otolithen-Organ“ im Innenohr, anatomisch gelegen zwischen Hörschnecke (Cochlea) und Bogengängen (Canales semicirculares), enthält kleine Kristallsteinchen, die je nach Lage des Körpers / Kopfes zum Schwerkraftfeld eine unterschiedliche Position einnehmen. Stellen Sie sich eine Wasserschale mit kleinen Kieselsteinchen am Boden vor. Je nach dem wie die Schale gehalten (positioniert) wird, werden sich die Steinchen auf dem jeweils tiefer liegenden Bodenrand befinden. Das gleiche vollführen die Kristalle / „Steinchen“ auch im Innenohr und die Information darüber gibt uns eine Lagebestimmung auch in Ruhe. Erkrankungen, die durch eine Verlagerung dieser Kristalle entstehen sind z.B. der Lagerungsschwindel (-> Canalolithiasis; Cupulolithiasis).

 

Morbus Meniere

 

Neuronitis (Neuropathia) vestibularis

 

Ohrspeicheldrüsen (-Entzündung)

 

Othämatom

 

Otitis externa

 

Otoakustische Emissionen (OAE, Haarzellfunktionstest)

sind akustische Phänomene, welche im gesunden Innenohr ein Ausdruck der Schwingungseigenschaften von Hörzellen (sog. „Haarzellen“) und Membranen ist. Es handelt sich dabei um echo-artige Schallsignale, die vom Innenohr nach einer erfolgreichen Schallverarbeitung via Mittelohr in den Gehörgang ausklingen („emittieren“). Eine hochsensible, kleine Sonde im Gehörgang erlaubt die Registrierung dieser Schallphänomene auf völlig schmerzfrei Weise. Die OAE-Messungen sind das derzeit beste Untersuchungsverfahren zur Beurteilung der Hörfähigkeit bei Säuglingen und Kindern. In zahlreichen Bundesstaaten der USA ist die OAE-Messung vorgeschriebener Teil der Früherkennungsuntersuchungen bei Neugeborenen und Kleinkindern sowie als Hörtest zur Einschulung. Sie findet ferner Anwendung zur therapie-begleitenden Verlaufskontrolle beim Hörsturz, Tinnitus oder Lärmtrauma sowie im Monitoring von innenohrschädigenden Medikamente. In unserer Praxis können wir sowohl die transitorisch evozierten OAE (TEOAE) als auch die Distorsionsprodukte (DP) durchführen.

Otosklerose

 

Paukenerguss (PE)

bezeichnet die Ansammlung von Flüssigkeit in der Mittelohrhöhle (Paukenhöhle). Diese Flüssigkeitsansammlung ist in der Regel Folge einer Belüftungsstörung. Das Mittelohr ist auf eine kontinuierliche Luftzufuhr über die Eustachische Röhre (-> Tuba auditiva) angewiesen (-> Druckausgleich). Ist diese Luftzufuhr durch z.B. eine Schleimhautschwellung, vergrößerte Polypen oder einen Tumor gestört, so wird die Mittelohrschleimhaut kompensatorisch den Unterdruck im Mittelohr mit einer Sekretion von Flüssigkeit beantworten. Diese Flüssigkeit behindert die Schwingungen des Trommelfells. Die Folge ist eine Hörminderung, verbunden mit einem Druckgefühl im Ohr. Eine dünnflüssige Ansammlung von meist transparenter Farbe wird auch als -> Serotympanon bezeichnet, die später dickflüssige Variante ist eher bernsteinfarbig und wird als -> Mukotympanon bezeichnet. Die zunächst keimfreie Flüssigkeit kann sich sekundär mit Bakterien zu einer eitrigen Mittelohrentzündung (-> Otitis media acuta) entwickeln.

 

Paukenröhrchen (PD)

bezeichnet kleine Röhrchen aus Silikon oder Gold, welche bei einem länger bestehenden (->) Paukenerguss zur Verbesserung der Belüftung der Mittelohrhöhle eingesetzt werden. Diese Röhrchen sitzen im Trommelfell und werden meist nach 6-9 Monaten ohne erneuten Eingriff (quasi alleine) abgestoßen, so dass das Trommelfell dann wieder verschlossen ist. Die meisten Paukenröhrchen werden bei Kindern im Alter von 2-5 Jahren gelegt, meist kombiniert mit einer Entfernung der „Polypen“ (-> Adenotomie).

 

Perichondritis

 

Schalleitungsstörung

 

Schwindel

 

Tinnitus

Ohrgeräusche verschiedener Qualität, Intensität und Dauer ohne Abfall der Hörfähigkeit werden mit dem alleinigen Begriff Tinnitus abgedeckt. Zwischen den nur Sekunden dauernden Ohrgeräuschen und dem chronischen Tinnitus (länger als 6 Monate) liegt ein buntes Spektrum an Variationen. Ursache ist meist eine Schädigung der sog. Haarzellen im Innenohr. Eine Vielzahl von Ursachen gilt es diagnostisch zu unterscheiden.

 

Tuba auditiva (Eustachische Röhre)

 

Video-Nystagmographie (VNG, Schwindeltest)

Unser Gleichgewichtsgefühl entsteht im Kleinhirn in der hinteren Schädelgrube durch die Integration von Lage- und Bewegungsinformationen aus den Augen, aus den beiden Innenohren und aus den „Messfühlern“ im Muskel-Gelenk-System. Diese drei „Kanäle“ liefern fortlaufend Informationen an das Kleinhirn des Menschen und ermöglichen uns eine sichere Beurteilung der Körperlage im Raum. Bewegungen (insbesondere Drehungen) des Körpers führen normalerweise im Innenohr zu einer ansteigenden oder abnehmenden Signalintensität, welche vom Kleinhirn weiter verarbeitet wird. Damit wir bei diesen Bewegungen die optische Orientierung im Raum aufrecht erhalten können, wird das Kleinhirn nun aus den Bewegungsinformationen des Innenohres „Anweisungen“ für die Augen produzieren, eine Art Regie-Anweisung an den Kameramann entsteht. Bei starken oder anhaltenden Reizen entstehen unwillkürliche, also nicht bewußt kontrollierbare, Blickbewegungen, welche Nystagmus genannt werden. Bei einer Störung der Gleichgewichtsorgane (sog. Vestibularorgane) können solche Augenbewegungen bereits in Ruhe auftreten und sind z.B. Ausdruck einer asymmetrischen Innenohraktivität. Es sind subjektiv kaum wahrnehmbare Augenbewegungen. Gelegentlich spürt man ein leichtes Flattern der Augen. Unter einer sogenannten VNG-Brille mit integrierter Infrarotkamera können wir diese Augapfel-Bewegungen registrieren und Rückschlüsse auf die Ursache von Gleichgewichtsstörungen erhalten.

 

Vestibularisprüfung, kalorische (oder thermische) VP

Das Gleichgewichtsorgan im Innenohr reagiert nicht nur auf Bewegungsreize mit einer Änderung der Signalrate. Auch thermische Reize, z.B. eine Spülung des Gehörganges mit kaltem oder warmem Wasser, erzeugt eine Erregungsänderung. Solange die thermischen Reize gleichzeitig auf beiden Seiten (Gehörgängen) einwirken, führt dies zwar zu einer Erhöhung oder Erniedrigung der Signalraten, allerdings in symmetrischer Weise, ohne ein Schwindelgefühl hervorzurufen.

Es ist ein physiologisches Phänomen, dass mit einer einseitigen, thermischen Reizung des Gehörganges das betreffende Vestibularorgan im Innenohr auf seine Erregbarkeit getestet werden kann. Die an das Kleinhirn „gemeldeten“ asymmetrischen Erregungen erzeugen in der Untersuchung die entsprechenden unwillkürlichen Augenbewegungen, welche von uns mit der oben beschriebenen VNG-Technik gemessen werden. Mit dieser Untersuchung können wir feststellen, ob beide Gleichgewichtsorgane symmetrisch arbeiten oder eine Seite ausgefallen oder untererregbar ist. Bildlich gesprochen testen wir, ob sich beide Vorderräder an einem Fahrzeug gleich schnell drehen können. Wenn ein Rad klemmt, driften wir zu einer Seite ab. Eine krankhaft asymmetrische Erregung findet sich zum Beispiel bei einer Neuronitis vestibularis oder einem Morbus Meniere.

 

 

zervicale Vestibulär Evozierte Myogene Potentiale (cVEMP)

Stark überschwellige, akustische Reize erzeugen über einen bestimmten Innenohrabschnitt (Sacculus, Otolithenorgan) einen Muskelreflex am Hals. Diese akustisch ausgelöste Muskelerregung wird mit dem Begriff VEMP bezeichnet. VEMP-Untersuchungen sind im Rahmen der Differentialdiagnostik und Subtypisierung von Schwindelbeschwerden sinnvoll, wenn sich Hinweise auf eine Otolithenbeteiligung bei Störungen der Bogengänge oder eine isolierte Otolithenfunktionsstörung ergeben.VEMP-Untersuchungen sind obligater Bestandteil der Vestibularisdiagnostik bei gutachtlichen Fragstellungen, die eine Beurteilung von Schwindel und Gleichgewichtsstörungen erfordern. Im Rahmen der Differenzialdiagnostik einer Schalleitungsstörung (z.B. Otosklerose) muss mittels VEMP eine Dehiszenz des vorderen Bogengangs ausgeschlossen werden. Vor und ggf. nach chirurgischen Eingriffen am Innenohr sollten VEMP-Untersuchungen in Ergänzung zur Prüfung des Rezeptorstatus der Bogengänge durchgeführt werden.

 

 

Diese Informationen ersetzen keine ärztliche Untersuchung.